Blenheim, 16.-17.12.2010

Dass sich die Kiwis bei ihrem lustigen Akzent auf ausgewählte Vokale beschränken, hatte ich , wenn ich mich recht erinnere, bereits erwähnt. Bei meinem nächsten Reiseziel lassen sie diese sogar ganz weg, so dass aus dem deutsch so schön aussprechbaren Blenheim ganz einfach „Blnm“ wird… immerhin schreiben sie Vokale, sonst würde ich jetzt womöglich der irrigen Annahme unterliegen in Polen gelandet zu sein… wobei… dann müssten es auch andere Konsonanten sein, denn ohne Zischlaute geht dort ja schließlich gar nichts.

Dem Wetter nach zu Urteilen bin ich aber wohl eher in England, denn als ich in Blenheim ankomme, regnet es in Strömen.

Blenheim liegt in der Marlborough-Region und bei dieser handelt es sich nicht – wie man durchaus vermuten könnte – um ein Tabak-Anbaugebiet, sondern um eine Weinregion. Genauergesagt um „die“ Weinregion Neuseelands. So beschließe ich, etwas für meine kulturelle Bildung zu tun und buche eine Tour durch verschiedene Weingüter. Hier reiht sich ein Weingut an das nächste und bei etwas weniger Regen, wäre die Tour wohl auch zu Fuß, oder zumindest mit dem Fahrrad möglich. Diese Tour wird mir im Hostel empfohlen und so bin ich doch etwas erstaunt, dass sich außer mir und dem Fahrer nur noch ein älteres (und dass meine ich nicht im Sinne von 35+) Ehepaar in dem kleinen Bus befindet. Das Paar ist aus Hawaii und natürlich halte ich mich mit meiner Meinung über diese Inseln dezent zurück. Ich bin ja höflich.

Das Wetter ist nun einmal, wie es ist und daher bin ich Teil der Tour. Zuerst denke ich, dass es sich bei dem Ehepaar um Weinkenner handelt und überlege noch, ob ich versuchen soll mit meinem leider nur sehr geringen Halbwissen zu glänzen, um irgendwie den Smalltalk anzuheizen. Alternativ könnte ich mich natürlich auch noch unwissender stellen, als ich ohnehin bin, um den Herrschaften die Gelegenheit zu geben, mir etwas zu erklären und so eine Unterhaltung zu ermöglichen… Sehr schnell wird dann aber deutlich, dass meine Gedanken völlig irrelevant sind, da sie eigentlich gar nicht wirklich gerne Wein trinkt und er die Probiergläser zum Ausgleich gerne etwas voller hätte, dafür aber keinen so großen Wert darauf legt, was er eigentlich trinkt… das kann ja heiter werden…

Wo bin ich denn hier gelandet und war es wirklich eine gute Idee, diese Tour zu machen?

Zurück in dem kleinen Bus fahren wir zweimal quer durch die ganze Region, weil wir doch noch weitere Teilnehmer abholen. Zwei junge Paare, eins aus Kanada, eins aus den USA. Plötzlich senke ich den Altersdurchschnitt nur noch geringfügig und ich kann nicht wirklich sagen, dass mich das stört. Gleichzeitig bin ich die einzige Deutsche, ja sogar die einzige Europäerin… das ist mir ja schon seit Ewigkeiten nicht mehr passiert!

Meine Freude über die Neuankömmlinge währt allerdings nicht allzu lange, denn da das hawaiianische Ehepaar ihnen zwei Weingüter und ich ihnen immerhin eines voraus bin, bleiben wir nach der nächsten Probe noch eine Weile zur Mittagspause, währen die anderen beiden Päärchen zu einem weiteren Winzer fahren.

Und da sitze ich nun mit dem hawaiianischen Ehepaar… Wie gut, dass sich meine Konversationsfähigkeiten in den letzten Jahren stark verbessert haben, denn für Amerikaner sind die beiden nicht so richtig gut im Smalltalk… Der Beginn ist ein Krampf, dann testen wir nochmal Wein und irgendwann bricht dann doch noch das Eis und wir unterhalten uns über dies und das und haben eine wirklich schöne Zeit bei einer ausgesprochen leckeren Fischsuppe (bzw. einem äußerst extravagant angerichteten Fleischgericht). Dass nicht nur ich dies so empfinde stellt sich spätestens dann heraus, als wir die Rechnung bekommen und die Beiden mich einladen, weil es so schön mit mir war. Und weil ich die Amerikaner für ein nettes Volk halten soll. Zumindest diese beiden halte ich für äußerst nett und beschließe, den nächsten Amerikaner im Gegenzug auf einen Kaffee oder ein Bier einzuladen und dann geht es auch schon weiter mit der gesamten Gruppe zum nächsten Weingut.

Hier jetzt über die einzelnen Weine zu philosophieren wäre vermessen, aber im Großen und Ganzen muss ich schon sagen, dass die Neuseeländer einiges produzieren, dass sich von meiner Warte aus gesehen durchaus trinken lässt und so eine Weintour ist es alleine deshalb wert, weil man leise in sich hineinkichern kann, wenn Menschen der unterschiedlichsten Nationen versuchen, das Wort „Gewürztraminer“ auszusprechen. Probiert es mal, ist zwar nicht so lustig, wie wenn Franzosen sich an dem Wort „Eichhörnchen“ versuchen, aber schon nicht schlecht. Und findet außer mir noch jemand, dass es ohnehin weniger nach einer Rebsorte, als nach einer Pferderasse klingt?

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