So langsam geht meine Zeit in Neuseeland zu Ende und ich muss mich wieder in Richtung Nordinsel bewegen. Und genau jetzt ist dann auch der Zeitpunkt gekommen, an dem ich meine schlechte Stray-Erfahrung mache. Jeder scheint irgendwann und irgendwo eine zu haben und ich eben auf meinem Weg nach Wellington.
Mein kurzer Stopp in Blenheim galt einzig und allein dem Wein und so mache ich mich am folgenden Morgen los, um den nächsten Bus zu erwischen. Da ich um 10.00 Uhr auschecken muss, bin ich um ca. 10.30 Uhr am Busbahnhof, mein Bus geht erst um 11.30 Uhr, was soll’s, ich kann ja ein Wenig Lesen. Als der Bus um 12.15 Uhr allerdings immer noch nicht da ist, werde ich stutzig und gehe in das benachbarte Info-Centre. Vielleicht bin ich ja hier falsch, oder es gibt einen weiteren Ort, der so heißt oder was auch immer. Kann ja sein.
Ist aber nicht so. Ich bin offensichtlich am richtigen Ort und die – wie irgendwie die meisten Neuseeländer – äußerst hilfsbereite Dame am Schalter bittet mich, noch eine viertel Stunde zu warten und wenn der Bus dann noch nicht da ist, ruft sie bei Stray an. Gesagt, getan, kein Bus, dafür meine Bitte um einen kurzen Anruf, dem sie sofort nachkommt.
Es stellt sich heraus, dass ich am richtigen Ort bin, auch alles richtig gebucht habe, allerdings ist der Bus eine Stunde früher losgefahren, weil die Fähren am Wochenende anders fahren und sie konnten mich leider nicht erreichen. Auf meine Anmerkung hin, dass ich doch extra gestern noch meine Mails gecheckt habe, sagt die Dame von Stray, dass sie mir keine Mail geschickt, hat, weil sie erst heute Morgen versucht haben mich zu erreichen und da war die Chance ohnehin zu gering, dass ich sie noch lese… Auf meinem deutschen Handy scheint es auch niemand versucht zu haben und gesehen habe ich den Bus auch nicht, obwohl ich doch ca. eine Stunde vorher ohnehin am Busbahnhof war. Mit dem Gedanken an mich und dem Versuch, mich telepatisch zu einem Gegenanruf zu veranlassen war der Job von ihrer Seite offensichtlich getan…
Ich bin erstaunt, wie kurzfristig und ohne weitere Informationsvergabe große Fährunternehmen wohl ihre Fahrpläne ändern… Wie um mich zu beruhigen erwähnt sie dann noch, dass da aber noch ein anderer Backpacker ist, der auch in Blenheim einsteigen wollte. Den haben sie auch nicht erreicht. Wir scheinen also zu zweit hier herumzuhängen. Danke dafür.
Meine Optionen sind nun: bis Morgen warten und einfach den nächsten Stray-Bus nehmen, oder mich auf Kosten von Stray in einen Linienbus setzen und eine andere, etwas teurere, Fähre nach Wellington nehmen (was auch bedeutet, dass ich von dem Fährhafen – der natürlich auch weiter entfernt ist – zum Hostel kommen muss, für das ich nicht einmal eine Reservierung habe, weil ich ja nicht mit dem Stray-Bus ankomme…).
Da ich bereits für den nächsten Morgen meine Weiterfahrt ins Nordland gebucht habe, bleibt mir nur die letzte Variante. Ich lasse die Dame nochmal alle Daten, die sie mir genannt hat bestätigen und frage mehrfach nach, ob sie sich das nicht doch noch anders überlegen. Das lässt sie erstaunlich geduldig mit sich machen und meint dann, dass ich das Fährticket allerdings selbst buchen muss, im Internet wäre es am billigsten. In diesem Moment atme ich einmal kräftig durch und erkläre ihr, dass ich – wie bereits erwähnt – gerade in einem Info-Centre am Busbahnhof bin, wo ich bereits seit zwei Stunden herumsitze. Öffentliches Internet gibt es hier keines und da ich mein ganzes Gepäck dabei habe, möchte ich auch ungerne zurück in die Stadt laufen, um mir ein überteuertes Internetcafé zu suchen, damit ich mir ein Ticket zu kaufen kann, weil sie es verbockt haben, mich zu informieren. Dass ich einen kompletten Tag meiner Reise verschwende reicht ja wohl schon. Das sieht sie zum Glück sofort ein und plötzlich ist das mit der Ticketbuchung auch kein Problem mehr… Geht doch. Nicht so klug die Gute, aber wenigstens freundlich.
Mir bleiben ein paar Stunden am Busbahnhof, dem gegenüber es zum Glück eine Bäckerei gibt. Dann geht’s in den Bus und die Fähre ist dann natürlich auch zu spät, aber darauf kommt es nun ohnehin nicht mehr an. In Wellington bin ich dann erst spät abends, also wirklich nur noch für eine Nacht, ohne noch irgendetwas zu sehen oder erledigen zu können. Aber ich denke mir wiedereinmal „Wenn das das Schlimmste ist, das mir auf meiner Reise passiert, bin ich dabei!“
So habe ich wenigstens endlich einmal Zeit herauszufinden, wer der Mörder in meinem Krimi ist, den ich gerade lese. Es war einer der Museumsangestellten, nur für den Fall, dass ihr es auch wissen wollt.