Washington D.C., 20.-21.08.2010

Auch diese Hauptstadt werde ich nicht ignorieren und so geht es weiter nach Washington D.C., oder kurz „D.C.“, auf keinen Fall „Washington“, das sorgt für Verwirrung.

Im Hostel in New York habe ich mein Buch gegen „Dear John“ von Nicolas Sparks getauscht und als ich es so auf meiner Busreise lese, schaue ich kurz hoch, als wir an Wilmington vorbeifahren. Sehr seltsam, gerade eine Geschichte zu lesen, die von genau dem Ort handelt, an dem man gerade vorbeifährt…

In New York habe ich mit den Kanadiern noch gewitzelt, dass man mit der Wegbeschreibung „zwischen McDonald’s und Starbucks“ immer richtig liegt und dass man diese Läden daher auf keinen Fall zur Orientierung nutzen sollte. In D.C. lerne ich hingegen eine weitere Lektion Amerikanischer Wegbeschreibungen und die lautet: „Wenn du zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs bist, frag gar nicht erst. Die Leute haben weder Ahnung, noch das geringste Gefühl für Entfernungen.“

Von meinem Hostel wurde mir geraten, auf gar keinen Fall mit Greyhound zu kommen, da dieser zu weit außerhalb hält und es wirklich kompliziert ist, zum Hostel zu kommen. Diese nicht zu überwindende Distanz ist aber für einen Europäer mit mittelprächtiger Kondition immernoch kurz genug, um sich mit ordentlich Gepäck auf dem Weg zur Bushaltestelle zu verlaufen, zur Metrostation zu gehen, wo einem ein Mitarbeiter am Ticketschalter nicht weiterhelfen kann, zu beschließen direkt zum Hostel zu laufen und dort immer noch halbwegs entspannt anzukommen.

D.C. scheint eine muntere Mischung aus Regierungsstadt und Slum zu sein. Zum einen brüsten sich die Schulen damit „Drugfree Zones“ zu sein (zumindest laut den Schildern) und die Häuser sind alles andere als in gutem Zustand und zum anderen gibt es die National Mall und alles drumherum, mit den protzigen, strahlend weißen Gebäuden. Ich bin fast geneigt die extremen Unterschiede mit Osteuropa zu vergleichen…

Die Sonne macht mich fertig und ich krieche am nächsten Tag mehr oder weniger von Parkbank zu Parkbank, immer mit einer Flasche Wasser in der Hand im ständigen Kampf gegen die Dehydrierung. Schon mal den Arm in lustige Falten gequetscht und festgestellt, dass diese minutenlang nicht verschwinden? Trotzdem versuche ich noch so viel zu sehen, wie möglich.

Ich überlege, ob ich mich für eine Führung im Capitol anstellen soll, aber da ich zuviele Dinge in meinem Rucksack habe, die eine ernsthafte Bedrohung für das Land sind (Wasser, ein paar Kleinigkeiten zu Essen etc…) und es außerdem unklar ist, wie lange man warten muss und ob es überhaupt so weit kommt, dass man rein darf, entscheide ich mich dagegen und laufe die National Mall entlang.

Die Brühe im „Lake Mirror“ (heißt der so oder bild ich mir das grad ein?) ist nur schwerlich dazu fähig, mich zu spiegeln und ich wundere mich nicht mehr, dass Schauspieler so gut bezahlt werden, wenn sie doch in so vielen Filmen durch diese fiese Suppe laufen müssen. Oder übernehmen Stuntmen nicht nur die gefährlichen, sondern auch die ekelhaften Aufgaben?

Natürlich besuche ich auch den guten, alten Abraham Lincoln. Sehr dezentes Denkmal, dass ihm da gesetzt wurde… aber dafür hat der Gute jetzt eine wirklich schöne Aussicht hin zum Capitol. Und einen gemütlichen Sessel. Und viel Besuch.

Was mich wirklich erstaunt ist, dass die Amerikaner in dem Park für jeden Krieg, in den sie je involviert waren, ein Memorial errichten. So langsam sollten sie sich mal zurückhalten, denn wenn sie so weiter machen ist bald nix mehr vom Park übrig…

Die Obamas sind nicht zu Hause oder machen zumindest keine Anstalten, Trudi und mich auf eine Tasse Kaffee einzuladen. Von wegen amerikanische Gastfreundlichkeit. Ich würde ja auch Kuchen mitbringen…

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