Von O’ahu nach Hawai’i

Ich fühle mich diskriminiert. Als weiße Westeuropäerin mittleren Alters passiert einem das zwar äußerst selten, heute aber ist es soweit: Um hier von einer Insel auf die nächste zu kommen (in meinem Fall O’ahu nach Hawai’i), bucht man am besten einen Flug, denn die Fähren gibt es nicht mehr und Schwimmen ist zu weit. Das versuche ich auch, allerdings ist eine online Buchung bei Hawaiian Airlines mit einer Europäischen Kreditkarte nicht möglich. Geht nur mit Amerikanischer, Kanadischer, Philipinischer, Japanischer und keine Ahnung was sonst noch für einer Karte.

Die kleineren Flugunternehmen sind – warum auch immer – an diesem Tag teurer und man muss außerdem noch für’s Gepäck zahlen. Was tue ich also? Richtig. Ich fahre früh genug zum Flughafen und will mir hier ein Ticket kaufen. Last Minute, billigste Option, die Flieger gehen fast stündlich, da sollte ja was für mich dabei sein… denk ich in meinem offensichtlich nicht mehr ganz so jugendlichen Leichtsinn. Und hier kommt die Diskriminierung ins Spiel: Man kann hier zwar Tickets für die Hawaiian Airlines kaufen, die kosten aber ohnehin mehr als online und darüber hinaus kommt seit noch nicht allzulanger Zeit noch eine Service Gebühr von 35 Dollar hinzu, wenn man ein Ticket am Schalter kauft!!!

Aloha Hawaii, das kann man doch nicht machen!!!!! Ohne eine Kreditkarte aus den genannten Ländern habe ich damit ja gar keine Chance, ein günstiges Ticket zu bekommen… Ich bin doch in den USA, kann ich den Konzern nicht wegen Diskriminierung verklagen? Ich hab nen Puls von 200… bald…. unverschämt ist das… Sowas geht doch nicht… Also bitte… Nennt es doch gleich Europäer-Gebühr. Ich hab vielleicht nen Hals… der sprengt bestimmt gleich mein eigentlich recht großzügig ausgeschnittenes Shirt… arrrgggg ufffrechen könnt ich mich….

Natürlich nehme ich mich zusammen, als ich der netten Dame hinterm Schalter erkläre, dass sie da ja wohl für eine absolut hirnverbrannte Firma arbeitet und es ja verdammtnochmal wohl nicht sein kann, dass ich einen nicht verflucht hohen Betrag draufzahlen muss, nur weil ich Europäer bin… Sie hat auch tatsächlich Verständnis für meinen Unmut und meint, dass sie es auch für unfair hält und das Schild mit der Service-Gebühr am liebsten verbrennen würde, das aber leider nicht tun kann…

Schade. Außer mir ein überteuertes Ticket verkaufen, kann sie allgemein leider nix für mich tun. Na super. Internet gibt es hier auch nicht, also keine Chance doch bei einem kleinen Anbieter zu schauen, ob ich trotz Gepäckgebühr vielleicht doch noch günstiger davon komme… Um zurück in die Stadt zu fahren, mir dort Internet zu suchen und dann wieder her zu kommen, reichen auch weder Zeit, noch Motivation, noch macht es dann unbedingt finanziell Sinn von wegen Bus und so. Arrgggggg aufregen könnt ich mich. Also bisher hält dieses Hawaii echt nicht, was sein Ruf verspricht. Vielleicht hab ich aber auch nur Pech. Hoffe ich.

Leben… du schuldest mir etwas… wenn ich jetzt nicht wenigstens neben einem wahnsinnig gutaussehenden Mann sitze…. ach nee… so wirklich schulden tust du mir nun wirklich nichts, hatte ja schon einer extrem gute Zeit in den letzten Monaten… seh ich ja ein… wäre trotzdem schön… würdest du vielleicht….

Wohl nicht… Meine Nachbarn sind ein hässlicher Mann und ein Kind. Und der Mann setzt sich auch noch auf meinen Fensterplatz und ignoriert mich, als ich ihn darauf anspreche. Ich denke kurzzeitig darüber nach, meinen Frust über das überteuerte Ticket an ihm auszulassen, aber bevor die Leier mit dem „Mein Kind möchte aber so gerne aus dem Fenster gucken“ kommt und ich wie ein Drache dastehe, halte ich meine Klappe dann doch bevor Feuer herauskommt und hoffe, dass sich das Kind wenigstens benimmt. Tut es natürlich nicht.

Erstens hat es ein Spielzeug in Größe eines modernen (oder wahlweise recht alten) Handys, das nervige Töne von sich gibt. Zweitens will es nicht sitzen bleiben und bewegt sich ständig von seinem Platz auf den Schoß des Vaters und zurück (natürlich nicht, ohne sich damit mit den Füßen von meiner weißen Hose – ja… die macht keinen Sinn – abzustoßen). Ich brodele vor mich hin und frage mich, ob ich irgendwann doch noch platze. Als das Flugzeug dann mal ruckelt hab ich auch gleich ein ängstliches Patschehändchen auf meinem Arm, dass sich an mir festklammert und garantiert klebrig war. Wie gut, dass dieser Flug nicht ewig dauert.

Ich bin kurz vorm Überkochen, während sich gleichzeitig mein Grinsen über meine schlechte Laune zu einem albernen Kichern verfestigt. Würde ich mich selbst ernster nehmen, hätten hier jetzt einige Leute ein Problem…. aber so grinsekichere ich vor mich hin. Als ich an nervigem Kind und dem hässlichem Mann vorbei aus dem Fenster sehe und den schönsten Sonnenuntergang meines Lebens erblicke, formen sich meine Lippen dann aber doch zu einem glücklichen Lächeln. Nein, Fotos gibt es natürlich keine, hab ja meinen Fensterplatz wegen Diskussionsunlust aufgegeben. Grrr….. aber soooo schön. Hammer. Stellt euch vor: unten eine Schicht fluffigster Wolken, dann ein Streifen strahlendes Orange mit zwei Miniwölkchen drin und dann wieder eine Schicht Fluff-Wolken. Absolut traumhaft. Schöner geht’s nicht.

Danke Leben, hattest du etwa doch ein schlechtes Gewissen?

2 Responses to Von O’ahu nach Hawai’i

  1. Sebastian Oelschlägel says:

    manchmal muss man einfach nur Geduld haben :)

    …aber weiße Hosen??…ich mache mir Sorgen, Anna!

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