Tasmanien II, 28.01.-01.02.2011

In Launceston verdrückt sich Egne relativ schnell, weil sie müde ist… komisch, dass ich sie kurze Zeit später mit einem Typen sehe, den sich offensichtlich „besser zu kennen“ scheint. Nun gut… Auch ältere Menschen können sich offensichtlich wie Teenager verhalten. Kann ich auch. Also verstecke ich mich auf der Couch und tue so, als würde ich sie auch nicht sehen. Wie gut, dass mich mein Gekicher nicht verrät…

So ziehe ich mit Monika los und wir machen uns auf zum „Cataract Gorge“, DER Touristenattraktion der Stadt. Und irgendwas machen wir falsch, denn der Weg führt uns konstant bergauf, viel weiter bergauf, als wir später wieder bergab gehen, denn selbst beim Rückweg laufen wir wieder bergauf… Das klingt jetzt vielleicht seltsam und das ist es in gewisser Weise auch, hauptsächlich ist es aber anstrengend und ich bin froh, dass in Tasmanien allgemein ein gemäßigtes Klima herrscht… Außerdem schauen uns diverse Einwohner seltsam an und das nicht nur, wenn wir in ihren Hauseingängen und Hofeinfahrten landen… soll sich halt mal jemand für eine gescheite Beschilderung einsetzen… aber, was lange währt und so… wir finden der/ die/ das Gorge und damit auch gleich einen ziemlich schönen, öffentlichen und kostenfreien Swimmingpool (zu dumm, dass wir keine Badesachen mithaben), eine nette Aussicht und ein Eis. Der Weg hat sich gelohnt. Hatte ich schon erwähnt das mein Leben unglaublich hart ist?

Darüber hinaus ist Launceston eine durchschnittliche, mittelgroße Stadt mit diversen nicht wirklich aufregenden Geschäften und wenigen WiFi-Optionen. Dafür gibt’s aber Wein aus Tasmanien… Und wir sind ja schließlich nicht zum Shoppen hier. Es ist vielmehr ein Zwischenstopp auf dem Weg zum nächsten Nationalpark: Dem Cradle Mountain – Lake St. Claire National Park.

Wieder einmal ist meine Sorge vollkommen unbegründet, dass ich alleine wandern gehen müsste, denn mit Monika habe ich eine Mitreisende gefunden, die ähnliche Interessen an den Tag legt und die selben Ziele bereisen möchte. Und so bringt uns am nächsten Tag ein Bus in den Cradle Mountain National Park. Nur das Wetter könnte uns jetzt noch so richtig einen Strich durch die Rechnung machen… Die Regenwahrscheinlichkeit ist hier nämlich riesig, irgendwas in Richtung 7 von 10 Tage Regen und darüber hinaus gerne mal grauer Himmel und Wolken… aber ich glaube ja schließlich fest daran, ein Sonnenkind zu sein… oder wie war das… unnormales Wetter herauszufordern…

Cradle Mountain ist ein möglicher Startpunkt für den „Overland Track“, einer der bekanntesten Australischen „Bushwalks“, dauert gewöhnlich 5-6 Tage und nach meiner durchaus positiven Erfahrung mit dem Routeburn Track in Neuseeland habe ich tatsächlich eine Zeitlang mit dem Gedanken gespielt, mich auch diesem Abenteuer hinzugeben. Aber dafür hätte ich wirklich jemanden gebraucht, der mitkommt und sowas braucht ein Weilchen Vorlauf.

Direkt nach unserer Ankunft begrüßt uns ein Echidna. Eines der lustigen australischen Säugetiere, die Eier legen. Sowas gibt es außer in Australien nur in Neuguinea und somit ist es vollkommen schwachsinnig, in Europa nach der eierlegenden Wollmilchsau zu suchen. Aber das nur am Rande. Echidnas sehen von nahem aus wie Igel mit lustigen langen Nasen, von weitem, wenn sie über die Straße laufen, aber eher wie winzig, winzig kleine Elefanten. Finde ich. Und das Gegenteil könnt ihr mir gerne beweisen, wenn ihr mal welche seht. Passiert nämlich nicht ganz so oft und so ist der Tag bereits gerettet und auch die unfreundliche Dame an der Rezeption kann uns nicht allzulange erschüttern. Wieder ein Tier, das ich beim „Wildlife-Bingo“ abhaken kann.

Aber auch sonst ist der Park einfach unglaublich. Als wir mit dem Shuttle zu den Startpunkten der Wanderwege fahren (alles bestens organisiert!) bleibt mir fast die Spucke weg. Wir fahren durch eine Landschaft, die ich nicht anders, als als „Zauberwald“ beschreiben kann. Unglaubliche Farben und Formen aus Moos, Bäumen und Baumresten. Es ist so unglaublich schön, dass ich vergessen zumindest einen Versuch zu wagen, es auf Foto zu bannen. Am nächsten Tag muss ich feststellen, dass zusätzlich auch das Licht das Seine dazu beigetragen hat, einen so umwerfenden Anblick zu fabrizieren. Leider ist es nicht mehr ganz so schön. Aber ich habe ein Gedächtnisfoto und wenn ich mal ein Bild für einen Zauberwald brauche, hole ich es hervor. Elfen und Zwerge gibt es übrigens nicht. Oder sie haben sich gut versteckt.

Da wir heute nur einen halben Tag zur Verfügung haben, entscheiden wir uns für eine Wanderung zu „Marion’s Lookout“. Diese beginnt mit einem wunderbaren Blick auf „Cradle Mountain“. Der heißt so, weil er aussieht wie eine Wiege in der ein Baby liegt. Schaut mal auf die Bilder. Wenn man es weiß, sieht man es auch. Und dieses scheiß Baby verfolgt uns… die ganze Zeit… Wir laufen um den See herum, sehen den Berg also aus einem ganz anderen Blickwinkel und das Kind guckt uns immer noch an. Selbst, als wir auf einen benachbarten Berg klettern, schaut es uns noch nach… das ist wirklich irgendwie gruselig… und wenn man erst mal drauf achtet… natürlich schafft es nicht mal eine gehörige Portion Verfolgungswahn, uns vom Genus dieser unglaublichen Landschaft abzulenken. Genau wie in Neuseeland ist es auch hier wieder so, dass man mit verbundenen Augen eine Einwegkamera in einer beliebigen Richtung auslösen könnte und man hätte ein grandioses Foto. Und natürlich scheint die Sonne.

Kurz vor Ende unserer Wanderung wartet der Park dann noch mit einer Überraschung auf uns: Wombats!!! Diese Viecher sind dermaßen niedlich, dass ich die von mir so hochverehrten Tapire spontan auf Platz zwei auf der Liste meiner Lieblingstiere verbanne. Wombats sind unglaublich schwer wirkende Fellknäuel, die vermutlich „plopp“ machen, wenn man sie fallen lässt. Trotzdem können sie bis zu 40 km/h schnell rennen. Die beiden Wombats, die wir sehen sind nicht wirklich scheu, anders lässt sich wohl nicht erklären, warum der eine sich in aller Seelenruhe an dem Holzweg schubbert, auf dem diverse Wanderer herumlaufen. Trotzdem lassen sie sich wohl nicht so gerne beobachten, denn als der andere bemerkt, dass ich ihn ansehe, steckt er seinen Kopf kurzerhand in einen Grasbüschel. Frei nach dem Motto „Wenn ich dich nicht sehe, siehst du mich auch nicht!“ Tue ich aber. Und du bist so süß!!!

Für unseren zweiten Tag im Park lassen wir uns im Parkbüro beraten, welche Route wir nehmen sollten. Eine unglaublich nette Dame in Nonnetracht spricht eine ganze Weile mit uns, bis wir wissen, was wir wollen und sie uns zustimmt, dass das ein guter Weg für uns ist. Und so gehen wir los. Diesmal umrunden wir den See in die andere Richtung, dann geht es bergauf… Aussichten, für die ich wieder einmal neue Worte beantragen muss. Kleine Seen, orangefarbenes Wasser und hatte ich bereits erwähnt, dass das Wetter auch an diesem Tag wieder ziemlich gut ist? Nicht ganz so sonnig und etwas bewölkt, aber nach Regen sieht es nicht aus. Auf der ersten Anhöhe erwischt uns dann ordentlich Wind. So ordentlich, dass ich mich dagegenlehen kann. Sieht man auf dem Foto aber net. Doof. War trotzdem lustig.

Irgendwann stehen wir dann vor Wegweisern, die uns nicht mehr weiter bringen (das Problem hatten wir gestern schon mal… da waren Wege nämlich plötzlich gesperrt), weil sie keinen der Wege benennen, die wir gehen möchten. Keine Richtung, keinen Zwischenstopp, gar nichts. Nach kurzer Diskussion entscheiden wir uns für einen Weg, den wir verfolgen, bis wir an einer Hütte sind, was nach ca. einer Stunde der Fall ist. In der Hütte könnte man übernachten, nicht ganz so schick wie in Neuseeland, aber durchaus idyllisch. Hier gibt es auch eine Karte des Parks und wir stellen fest, dass wir uns ganz offensichtlich für den falschen Weg entschieden haben.

Ok… wir haben noch ein paar Stunden, bis es dunkel wird. Wenn wir jetzt also zurückgehen und dann dort und dort lang, sollten wir eigentlich wieder früh genug am See herauskommen. Also laut Plan. Unsere Desorientierung liegt wohl hauptsächlich darin, dass ich den Namen einer Hütte für den eines Weges gehalten habe (gleicher Name, unterschiedliche Richtungen) und Monika der festen Überzeugung war, dass unser Weg hinter dem Berg entlang geht, was mich zwar stutzig gemacht hat, aber sicher war ich mir wirklich nicht. Es war auch nicht so. Also zurück und auf einen anderen Weg. Dieser ist zwar richtig, aber dafür auch… sagen wir…. abenteuerlich. Wir befinden uns auf einem Wanderweg, den uns eine in die Jahre gekommene, extrem freundliche Nonne empfohlen hat. Das nur nochmal zur Info. Umso mehr erstaunt es uns, dass wir ernsthaft Felsen hochklettern müssen. Naja, besser hoch als runter, denken wir uns…. bevor wir einen ähnlichen Weg wieder herunter müssen…

Hin und wieder kommen uns andere Wanderer entgegen. Wir sind wirklich richtig. Es ist einfach nur eine Herausforderung… und zwar eine, die wieder durch gigantische Aussichten belohnt wird. Es geht bergauf und bergab, felsauf und felsab und wir wissen, warum wir es tun: Einfach nur, um die Natur zu genießen und das ist wirklich einfach. Nach ein paar Stunden wird der Weg dann dafür umso einfacher, denn direkt am See ist der Wanderweg fast rollstuhlgerecht. Es fühlt sich seltsam an, wieder dermaßen festen Boden unter den Füßen zu haben… Dreckig, hungrig und müde kommen wir wieder im Hostel an. Wir waren doch ein bisschen länger unterwegs, als wir eigentlich wollten. Schnell unter die Dusche und was Essen… nach so viel Spielen an der frischen Luft, fällt es uns schwer, meine eiserne Regel des „nicht vor 22.00 Uhr ins Bett Gehens“ einzuhalten. Kurzerhand verstoßen wir dagegen…

Am nächsten Morgen regnet es in Strömen. Selten haben ich mich so über Regen gefreut, bzw. darüber, dass er zum richtigen Zeitpunkt kommt. Nach zwei wunderschönen Tagen, die wir zum Wandern nutzen konnten, erwartet uns heute ohnehin ein Tag im Bus. Die perfekte Beschäftigung für schlechtes Wetter… an dieser Stelle möchte ich mich daher offiziell dafür entschuldigen, dass ich für den Geschmack derer, die heute wandern möchten vielleicht etwas zu gut gelaunt daherkomme…

Ach ja… Tasmanische Teufel habe ich natürlich nicht gesehen… wäre wohl auch zu viel des Guten gewesen… so viel Glück haben wirklich die Wenigsten… Aber allein die Wombats hätten mich schon glücklich gemacht, wäre nicht alles andere auch so unglaublich schön. Und was glaubt ihr, wer nochmal auftaucht um uns zu verabschieden? Richtig. Unser Echidna.

2 Responses to Tasmanien II, 28.01.-01.02.2011

  1. Julia Prinzhorn says:

    Liebe Anna,

    ist es wohl zuviel verlangt, Pauline ein Wombat-Wonneproppen mitzubringen, oder per Luftpost zu schicken?!? Bekommt man da jetzt Ärger mit dem Tierschutz???

    Küsschen Julchen

  2. Anna says:

    Hatte selbst schon überlegt, mir einen einzupacken, aber da hatte ich noch meinen Zwerg im Rucksack (anders lässt sich nicht erklären, dass der so schwer war). Und jetzt bin ich ja nicht mehr in Australien… Ich könnte aber nochmal Ausschau nach einem Pandabären halten…

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