Tasmanien I, 23.-28.01.2011

Tasmanien. Wieder so ein Fleckchen Erde über das ich keine konkrete Vorstellung habe, das ich aber unbedingt sehen möchte. Allein schon wegen des Namens und der in diesem Zusammenhang stehenden Teufel. Würde Amazon.com Länder verkaufen, stünde unter meinem Profil wohl der Satz „Menschen, die Neuseeland mögen, interessieren sich auch Tasmanien…“. So lautet zumindest die Meinung der anderen Reisenden, die ich bisher so getroffen habe. Also los.

Nach einem kurzen, unspektakulären Zwischenstopp in Hobart geht es nach Bicheno, einem ziemlich kleinen Nest mit einer Aussicht… wow. Der Sand an dem kleinen Strand ist unglaublich fein. Sowas hab ich noch nie gesehen, ungefähr so wie der Zucker, den ich gerne mal versehentlich kaufe, wenn ich eigentlich Puderzucker haben möchte. Wisst ihr was ich meine? Er ist so fein, dass ich mich nicht nur wie gehabt schon beim ersten Betreten in ein Schnitzel verwandle, nein, er legt sich sogar um die Härchen auf meinen Armen und verwandelt diese quasi in Minischnitzelchen. Nee, das klingt jetzt wirklich eklig. Aber vielleicht dient das Bild der Erklärung. Hinter diesen feinen Körnchen steckt wirklich mehr Arbeit als sieben mal sieben… Und so verbringe ich einen faulen Tag am Strand und der näheren Umgebung, mache alberne Fotos und freue mich darauf das zu sehen, was als „sehenswerte Flecken“ in meinem Reiseführer beschrieben ist.

Am nächsten Tag fahre ich daher mit einem lokalen Bus zum Freycinet Nationalpark. Meineserachtens sollte man den allerdings in „Freixenet“ umbenennen, bekannt ist der Park nämlich für die „Weinglas Bay“ Und wer jetzt meint, klugscheißern zu müssen: Das Unternehmen stellt nicht nur Sekt, sondern auch Wein her. Aber genug davon. Die Weinglas Bay ist… nunja… ein halbrunder Strand, der von oben verdammt hübsch aussehen soll. Dort kann man wandern gehen und das habe auch ich vor. Zu schade, dass es in meinem Hostel außer mir niemanden zu geben scheint und ich mich alleine auf den Weg machen muss.

Aber wieder einmal ist das Glück mit mir und so treffe ich im Bus Egne aus Lettland und Monika aus Polen. Und wo wir schonmal alle das gleiche Ziel haben, laufen wir auch zusammen los.

Die Landschaft hält tatsächlich, was sämtliche Beschreibungen versprechen und – wie schon in Neuseeland – scheint es egal zu sein, wo man hinblickt… irgendwie ist es immer schön. Ich bin doch sehr beruhigt, dass ich nicht wieder so enttäuscht werde, wie in den Blue Mountains (von denen ich nach wie vor Gutes höre… vielleicht wäre mit dem Auto hinfahren und abgelegene Ecken suchen doch eine gute Idee gewesen…) Hinzu kommt, dass ich mit Egne und Monika wieder einmal etwas „ältere“ Mitreisende gefunden habe, die wie ich ziemlich lange und in verschiedenen Ländern unterwegs sind. Schon spannend zu hören, wo sich unsere Reiseerfahrungen unterscheiden und überschneiden. Irgendwie gibt es doch immer sehr viele Parallelen und so verbringe ich einen rund herum schönen Wandertag, bevor es wieder nach Bicheno zurück geht und Trudi ihr wohlverdientes Bad bekommt. Nachdem Chris (der sie ja schon aus den Rockies kennt) die Gute in Melbourne mit „Mensch Trudi… du hast aber auch schon bessere Zeiten gesehen!“ begrüßt hat, war ich zuerst an Schweinesstelle beleidigt und habe ihr dann eine ordentliche Wäsche versprochen.

So einfach es auch ist, einen Weg in das süße kleine Nest namens Bicheno zu finden, es wieder zu verlassen ist nicht so einfach. Diverse Bequemlichkeiten des 21. Jahrhunderts sind in dem drei Straßen umfassenden Dorf noch nicht so wirklich angekommen. Und damit meine ich so etwas wie überall verfügbares Internet und Mobiltelefone. Dafür gibt es aber noch Mittagspausen und frühe Ladenschlusszeiten…

Irgendwann finde ich zum Glück ein Restaurant mit einem alten Computer in der Ecke und diversen Essensresten auf der Tastatur… ok, das sollte reichen, um einen Bus zu buchen und die nächste Unterkunft zu reservieren… nein, doch nicht, die wollen eine telefonische Bestätigung. Ja danke. Mein australisches Handy funktioniert hier leider nicht. Und Busverbindungen aus dieser Region sind online auch nicht einsehbar… so müssen sich die frühen 90er angefühlt haben… streng dich an, Anna… du kannst bestimmt noch so denken…

Vielleicht kann mir die Touristeninformation weiter helfen… ach nee, die hat Mittagspause, aber irgendwann sollte die auch wieder aufmachen. So genau nimmt man es hier mit den Pausenzeiten offensichtlich nicht… gut. Dann eben warten… endlich bekomme ich Informationen, den Bus der Gesellschaft, die ich benötige, kann ich aber dort nicht buchen. Das muss ich telefonisch machen… ok… Handy geht nicht, in meinem Hostel gibt es kein Telefon… zum Glück kennt die Dame in der Touri-Info die öffentliche Telefonzelle des Ortes und verrät mir, wie ich sie finde. Gut. Jetzt muss ich noch irgendwoher Kleingeld bekommen. Besser schnell, bevor der Laden zumacht… Wasser brauche ich ohnehin auch noch und irgendwas zum Essen… War das Leben früher (vor 10 Jahren) wirklich so kompliziert, war man besser organisiert oder funktionierte es da einfach besser, weil keiner davon ausging, dass man zu jedem Zeitpunkt überall Infos aus dem Netz bekommt und mal eben anrufen kann? Außerdem habe ich mich dran gewöhnt, dass Supermärkte quasi immer offen haben… Ich muss gestehen, dass ich schon ziemlich froh bin, erst 1980 und nicht ein Jahrzehnt früher geboren worden zu sein.. und das nicht nur, weil ich eine Jugend ohne Schulterpolster erleben durfte!

Sichtlich amüsiert von meiner Inkompetenz in der Vergangenheit zu leben, gehe ich meine organisatorischen Aufgaben Stück für Stück an, besorge Nahrungsmittel und damit Kleingeld, reserviere mir ein Zimmer und spreche auf den Anrufbeantworter des Busunternehmers. Der hat nämlich entgegen der Uhrzeiten im Ansagetext bereits Feierabend. Auch schön… Gut. Jetzt kann ich wohl nur noch hoffen, dass ich am nächsten Morgen noch einen Platz im Bus nach Launceston finde. Auch, wenn das ohne Reservierung angeblich nicht möglich ist. Notfalls muss ich eben doch noch eine Nacht in hier bleiben. Wann macht nochmal das Café auf, dass die Rezeption meines Hostels übernommen hat und am anderen Ende des Ortes liegt? Wird schon.

Bisher ging ja auch immer alles gut und so wirklich beunruhigend finde ich es auch gar nicht. Warum auch? So stehe ich extra früh auf, packe meinen Rucksack, finde einen Kaffee (zumindest der ist 21. Jahrhundert) und… was soll ich sagen… ich habe Glück. Im Bus ist noch Platz und außerdem haben auch Egne und Monika das gleiche Ziel.

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