Los Angeles, 08.-10.09.2010

Ja… auch L.A. muss man einfach mal gesehen haben. Dann ist’s aber auch gut.

Es ist wirklich erstaunlich, wie viele schöne Dinge man hier mit richtig viel Geld kaufen kann und wie offensichtlich jeder hier, eine gewisse Grundeitelkeit besitzt, die weit über dem Durchschnitt der Menschheit liegt. Und das fällt mir mit Sicherheit nicht nur deshalb auf, weil ich eine Weile in Berlin gelebt habe und seit einigen Wochen mit dem Greyhound unterwegs bin.

Zumindest in Santa Monica (ob man das zu L.A. zählen möchte oder nicht, bleibt jedem selbst überlassen) erscheint mir alles einfach schön, surreal schön. So schön, dass ich es schon nicht mehr gut finden kann. Bars und Restaurants, anhaltender Sonnenschein, Musik, traumhafte Strände und tatsächlich irrsinnig viele Menschen, die am und um den Strand herum für ihre tägliche Bewegung sorgen. Hier hatte die amerikanische Fitnesswelle ihren Anfang… zugegeben, so wirklich unangenehm ist es gar nicht, gut trainierten Männern dabei zuzuschauen, wie sie an Ringen turnen oder Seile hochklettern. Aber irgendwie springt der Funke dieser Stadt nicht auf mich über.

Auch nicht, als ich eine Weile am Strand entlang laufe und in Venice Beach lande. Von einer Sekunde auf die andere befinde ich mich in einer eher heruntergekommenen Hippie-Gegend mit Straßenverkäufern, einem großen Markt mit allerhand bunten Sachen und ich werde schon wieder ständig von irgendjemandem angesprochen. Ich sollte mir ein T-Shirt zulegen, auf dem steht, dass ich nicht „Sweetheart, Honey, Darling oder Lady“ heiße. Warum gibt es die eigentlich noch nicht? Jeder andere, je dagewesene Kommentar wurde doch bereits auf Textil gedruckt und ist an jeder Straßenecke erhältlich… vielleicht ist das eine Marktlücke… vielleicht wäre ich auch mein einziger Kunde.

Was mich allerdings wirklich fasziniert ist der Skateboard-Park. Sieht aus wie ein großzügig angelegtes Werk moderner Kunst, hat aber eine Funktion. Die Jungs, die sich dort auf ihren Brettern auslassen, wissen wirklich was sie tun und der Jüngste – vermutlich nicht älter als fünf – steht keineswegs im Schatten der Größeren. Im Gegenteil. Er springt und dreht sich und macht allerhand Kunststücke, die mich mit offenem Mund dort stehen lassen.

Am Abend treffe ich Emma, eine Bekannte aus meiner Zeit in Bracknell. Als ich so vor dem Hostel warte unterhalte ich mich mit zwei Mädels und die eine erzählt mir, dass sie am Rodeo Drive Shoppen war und meinte, dass man dort sehr herablassend angeschaut wird, wenn man ganz offensichtlich nicht zu dem Klientel gehört, das dort normalerweise zum Einkaufen kommt. Ohne weiter darüber nachzudenken sage ich so etwas wie: „Ach, das ist ja genau wie in „Pretty Woman“, da scheint der Film ja doch nah an der Realität zu sein.“ Ich ernte einen verwirrten Blick und wir wechseln das Thema. Erst im Laufe der weiteren Unterhaltung wird mir der Grund für die Verständnislosigkeit klar: Als der Film in den Kinos lief, war meine Gesprächspartnerin noch gar nicht auf der Welt…

Emma und ich haben uns seit ungefähr 12 Jahren nicht mehr gesehen… erstaunlich, dass sowas in meinem Alter überhaupt möglich ist. Es ist ganz schön viel passiert in der Zwischenzeit, gleichzeitig ist von Beginn an schon wieder alles wie immer und so wird es ein schöner Abend mit so viel Gesprächsstoff, dass wir beide die Zeit vergessen.

Natürlich möchte ich mir auch Hollywood ansehen. Gehört ja dazu. Also mache ich mich am nächsten Tag auf zum Hollywood Boulevard und ich muss sagen: ich habe selten einen weniger glamourösen Straßenzug gesehen, als diesen. Das Kodak Theatre mit angrenzendem Shopping-Centre sind ja noch ganz hübsch aber darüber hinaus? Ein heruntergekommener T-Shirt-Shop neben dem anderen. Es ist dreckig, die Häuser sind alt und grau… hier wird auf der Leinwand und unseren Bildschirmen wirklich eine Traumwelt geschaffen. Allerdings finde ich es schon sehr lustig, dass mich Superman auf die Idee brachte, ein Foto von Trudi in den Fußabdrücken von Donald Duck zu machen.

Da mich offensichtlich keiner als Filmstar entdecken möchte, verlasse ich diesen Stadtteil dann doch recht schnell wieder. An der Bushaltestelle bin ich mir fast sicher, dass Angelina Jolie an mir vorbeifährt, die sich gerade mit einer alten Dame auf dem Beifahrersitz unterhält. Und war das eben nicht Tom Cruise?

In der Nähe meines Hostels setze ich mich in der Fußgängerzone auf einen Bordstein. Sonnenschein, Straßenmusik und eine schöne Tasse Tee… ach, wenn ich so drüber nachdenke ist es hier eigentlich doch ganz schön.

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