Franz Josef Glacier, 22.-24.11.2010

Neuer Kontinent, neues Glück. Wiedereinmal versuche ich es mit dem Besuch eines Gletschers. Nachdem ich einigen von meinem diesbezüglichen Fluch erzählt habe, muss natürlich jeder ersteinmal erwähnen, dass ich doch bitte zu Hause bleiben soll. Diesen Gefallen tue ich aber keinem und so wirklich scheint es auch niemanden zu stören.

Mein heutiger Annäherungsversuch an den Gletscher ist ein Tages-Hike. Erst ein Stück den Berg hinauf und dann über’s Eis. Wiedereinmal befinden wir uns auf einer „Herr der Ringe Kulisse“ und entgegen allem bisher dagewesenen strahlt die Sonne. Liesbeth hat Geburtstag und wäre eigentlich wegen eines überfüllten Busses in Barrytown hängen geblieben. Irgendwie fand sich dann aber doch noch ein Weg (man muss sich seinen Geburtstag auf Reisen wohl verdienen) und so haben wir dort oben gleich noch was zu feiern.

Also ich muss schon sagen: So ein Gletscher ist bei Sonnenschein etwas unwahrscheinlich Schönes. Die kleinen Höhlen, die tiefblauen Pfützen, marmorierte „Wände“ aus Eis… mein Wortschatz für das, was ich sehe ist langsam aufgebraucht… ich möchte Worte wie „wunderschön“ und „atemberaubend“ ja auch nicht überstrapazieren, aber ich sehe tatsächlich fast täglich Dinge, die mich einfach überwältigen. So sehr ich mich auch über schöne Häuser freuen kann: an die Natur kommt einfach nichts heran!

Wenn ein Gletscher quasi über den Berg kippt, entstehen Ritzen, die wunderschön aussehen und durch die man hindurch gehen kann. Natürlich machen auch wir das. Die Ritze unserer Wahl ist so schmal, dass man nur seitlich durchgehen kann und natürlich passiert genau dort das, was nicht passieren sollte: Die Spikes meines einen Schuhes verhaken sich im anderen Schuh und ich falle um. Ja… an Eis kann man sich nicht wirklich festhalten. Hätte ich drauf kommen können…versucht habe ich es trotzdem… geht nicht. Vor mir Jessica, die relativ schockiert ist, mich langsam umkippen zu sehen, hinter mir Lucy, die diese enge Ritze ohnehin nicht gut findet… Ich denke mir, dass das Gute an Ritzen ist, dass man langsam fällt. Kann man sich wenigstens nicht weh tun. Kurzer Check: Kopf, Arme, Beine… alles heile… mir geht es gut, nix passiert.

Offensichtlich ist mir wohl nicht wirklich nach Panik, also reiche ich meine Eisaxt und meinen Rucksack an Lucy weiter und rappel mich wieder auf. Patschenass (wer es noch nicht wusste: Eis schmilzt bei Körperkontakt) geht es dann weiter, wenn auch deutlich vorsichtiger und meine Beine so weit wie möglich auseinander haltend. Später erfahre ich, dass die Letzten, die in so einer Ritze umgefallen sind, wohl mit dem Helikopter herausgeholt wurden… wie gut, dass ich in meinem Höhlenabenteuer gelernt habe, dass Ritzen immer größer sind, als man denkt und ich ganz offensichtlich kleiner… und meinen Fluch bin ich offensichtlich auch los!!!

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