Wellington, 14.-19.11.2010

Wenn ich so zusammenschreibe, was ich in meiner ersten Woche in Neuseeland so gemacht habe, klingt es gar nicht mehr nach so viel Aktivität, wie es sich anfühlte. Das liegt aber glaube ich weniger daran, dass es wirklich wenig war, als daran, dass mein Gehirn wohl zwischenzeitlich die wichtigsten Informationen herausgefiltert und den Rest zum Vergessen freigegeben hat.

Auf dem Weg nach Wellington kommen wir an einem Ort namens „Bulls“ vorbei. Vermutlich würde dort niemand halten, hätten sich die Einwohner nicht in den Kopf gesetzt möglichst viele Wortspiele mit „Bulls“ zu fabrizieren. Kommt fast an die Qualität von Wal-Witzen heran, aber auch nur fast.

Irgendwie ist es schon anstrengend, so viel zu sehen, zu tun, so viele Menschen kennenzulernen und immer unterwegs zu sein, daher entschließe ich mich, in Wellington von unserem Bus herunterzuspringen und ein paar Tage länger zu bleiben. Unsere Busbesetzung hat sich in den letzten Tagen zwar schon verändert, trotzdem sind wir der Meinung, in Curry eine super Busfahrerin gefunden zu haben, also bekommt sie von uns ein kleines Geschenk (angeblich, das erste, das sie je von einer Stray-Gruppe bekommen hat). Ganz allgemein erscheint der erste Abend in Wellington ein guter Abend zum Feiern zu sein, also tun wir dies auch. Trudi ist mittlerweile Busbekannt und – wer sie kennt weiß, dass es gar nicht anders sein kann – feiert ordentlich mit.

Wie sich herausstellt ist Wellington eine schöne Stadt und so mache ich mich mit Laura und Helen am nächsten Tag auf, um den Botanischen Garten zu erkunden. Wir folgen den Schildern „Tree House“ (die beiden Engländerinnen glauben, es handele sich um ein richtiges Baumhaus, ich dachte eher an ein Gewächshaus mit Bäumen), aber noch bevor wir dorthin kommen, sehen wir einen Spielplatz. Dieser beschäftigt uns einer gute Stunde. Von unserer Albernheit lassen sich dann noch mehr Erwachsene anstecken, so dass wir irgendwann von zwei Jungs (wenn man das so nennen kann, einer hat schon verdammt viele graue Haare) Hilfe beim Anschubsen des Karussells bekommen und ich von dort aus weitere Ausgewachsene auf der Schaukel entdecken kann… beim Vorstellen geraten wir dann doch in die Angewohnheiten von Erwachsenen, schütteln Hände und erwidern „nice to meet you“, sobald wir einen Namen hören. Da es aber nicht wirklich in den Spirit des Tages passt fügen wir dann doch ein „High Five“ an. So machen Kinder das doch, oder?

Später entdecken wir einen Kühlschrank-Magneten mit der Aufschrift „There is a direct correlation between the level of happieness in one’s life and the amount of sillyness they allow into it!“ (Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen dem Glück, dass man in seinem Leben empfindet und der Menge an Albernheiten, die man darin zulässt). Schön, wenn der Tag so wunderbar zusammengefasst wird.

Das Baumhaus war übrigens ziemlich enttäuschend. Es war einfach nur ein Haus mit Bäumen drumherum und drin waren Büros oder so. Wie gut, dass wir den Spielplatz gefunden haben.

Für den folgenden Tag haben wir dann ein Date mit dem Premier-Minister. Naja, fast. Es gibt eine offene Fragerunde im Parlament und da kann man als Besucher teilnehmen. Im Gegensatz zu den Amerikanern sehen mich die Kiwis nicht als Bedrohung. Beim Sicherheitscheck sage ich ihnen vorher, dass ich ein Taschenmesser in meinem Rucksack habe und alles was der Security-Mann sagt ist: „Zeig mal her… steck es am besten wieder in den Rucksack, den musst du ja eh abgeben!“

Dafür bekommen wir für alles, was wir im Parlament machen einen Aufkleber. GT steht dabei nicht für „Gin and Tonic“ sondern dafür, dass ich eine Tour mache und in die Fragerunde gehe. Das zweite T verwässert folglich nicht meinen Drink sondern ist ein vollkommen nutzloser Aufkleber, den mir eine weitere Dame verpasst, vermutlich, weil ihr die Farbe besser gefällt. Und dann sitzen wir da und versuchen zuzuhören. Meine Theorie ist ja, dass es sich um keine Debatte handelt, sondern um ein Theaterstück in dem sich jeder mal anschreihen darf. Abgesehen davon, dass ich kaum etwas verstanden habe, weil sämtliche Politiker durcheinander reden, essen, trinken, Gummibärchen durch die Bänke reichen, klatschen, meckern, brüllen, zustimmen etc. frage ich mich, was das eigentlich bringen soll. Wie gut, dass ich in diesem Land keine Steuern zahle und in meinem Land nicht weiß, wie sich unsere Politiker bei ihren Sitzungen so benehmen…

Dann verlassen auch Laura und Helen Wellington und ich widme mich ein wenig meinem Blog und versuche einfach einmal möglichst wenig neue Eindrücke zu sammeln. Als ich dann aber doch einmal vor die Hosteltüre trete und ein paar Meter gehe, treffe ich zwei Französinnen (Salima und Marielle) und eine Holländerin (Liesbeth), die in meinem Bus waren, aber in Roturua ausgestiegen sind (Zum Glück haben sie den Geruch nicht angenommen). Mit ihnen ziehe ich weiter durch die (erstaunlicherweise nicht wirklich zahlreichen) Geschäfte der Stadt, wir trinken Kaffee und verabreden uns für den nächsten Vormittag für’s Te Papa (nein, das heißt nicht „dein Vadder“) Museum. Dort sollte man glaub ich mehrfach hingehen, denn die Ausstellungen sind riesig. Extrem gut gemacht, aber einfach zu viel, um alles in einem Mal aufzusaugen. Dass man dort virtuell Schafe scheren kann, höre ich leider erst später und finde es auch nicht heraus, da mir zu viele Kinder in der Kinderabteilung sind.

Da die beiden Französinnen von Wellington zurück fliegen, entscheidet sich Liesbeth kurzerhand, ihren Aufenthalt in der Stadt zu verkürzen und mit mir auf die Fähre zur Südinsel und somit auf den Stray-Bus aufzuspringen. Und schon hat sich das mit dem Alleinereisen auch schon wieder erledigt. Wie schnell das hier geht…

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