Im Hostel habe ich eine Engländerin kennengelernt mit der ich mich auf den Weg nach San Francisco mache. Ein Ort, der mir vom ersten Moment an gefällt. Allerdings ist es nicht gerade die beste Idee, diese Stadt mit einem Mädel im Rollstuhl erkunden zu wollen. Ja… da hätte ich wirklich drauf kommen können. Und so habe ich wieder einmal nur ein Kopfschütteln für mich übrig, als Caroline und ich auf dem Weg zum Hostel sind.
Wie kommt man denn auf die Idee, eine Stadt auf so viele Hügel zu bauen? Wobei… gerade das macht ja den Charme aus. Ob das beabsichtigt war, gerade, weil es so hübsch ist? Ich weiß nicht mehr wer diese These in den Raum geworfen hat, aber ich halte es zunächst für völligen Blödsinn… bis mir wiedereinmal bewusst wird, dass die Städte hier ja eher geplant als entstanden sind und tatsächlich die Wahrscheinlichkeit besteht, dass es irgendein Stadtplaner einfach nur (und das auch noch zurecht) für charmant gehalten hat. Eigentlich gar nicht so dumm.
Da die Fahrt von L.A. nach San Francisco Carolines erste Greyhound-Erfahrung war, ist sie allerdings so müde, dass ich bis zum Abendessen alleine losziehe. Hier ist man wirklich nie „auf dem Berg“ oder „über den Berg“, sondern immer nur „zwischen den Bergen“. Kein Wunder, dass die Bevölkerung hier allem Anschein nach ein geringeres Problem mit übermäßiger Gewichtszunahme hat, als im Rest des Landes.
Und so tue auch ich etwas für meine Wadenmuskulatur und freue mich, an jeder Ecke wieder etwas neues zu entdecken, was ich vorher noch nicht sehen konnte. Das Einzige, was ich dabei nicht sehe, ist die Golden Gate Bridge, denn die versteckt sich im Nebel. Macht sie ja gerne. Ich schätze, so stellt die Stadt sicher, dass Tagestouristen wiederkommen und noch einmal Geld in der Stadt lassen.
Natürlich fahre ich auch mit den Cabel Cars und freue mich über die „Crockedest Street“. Wobei ich mich hier hauptsächlich an den anderen Touristen erfreue, die sich selbst dabei filmen, wie sie durch die Serpentinen fahren, versuchen mit dem Fahrrad in entgegengesetzter Fahrtrichtung herauf zu kommen etc. Ein munteres Spektakel, dass auf den vorbeiführenden Straßen für ein leichtes Chaos sorgt. Als Anwohner umfährt man diese Ecke vermutlich. Alle scheinen wahnsinnig aufgeregt und erfreut, wenn sie diesen Berg herunter fahren und ich bin kurz versucht, mir entweder einen freien Platz bei anderen Reisenden zu suchen, oder mir ein Taxi zu nehmen. Zum Glück merkt mein Verstand dann doch noch rechtzeitig an, dass es sich lediglich um fünf aneinandergereihte Kurven an einem Berg handelt und dass Menschenbeobachten vermutlich ohnehin das Spaßigste ist.
Am Abend trainiere ich dann auch noch meine Arme, denn egal, welche Richtung Carolin und ich auf der Suche nach etwas zu Essen nehmen, irgendwann geht es immer bergauf. Komisch, dass mir erst jetzt auffällt, wie viele Metaphern man zum Thema Leben und San Francisco machen könnte…
Um meiner Reise einen gewissen Bildungsfaktor hinzuzufügen, buche ich für den nächsten Tag eine Wein-Tour. Eine sehr gute Idee, wie sich schnell herausstellt. Drei Weingüter in Napa Valley und Sonoma und entsprechend viele verschiedene Weine. Dazu eine Busfahrt durch die traumhafte Landschaft der „Wine Country“. Ja… das Leben ist zugegebenermaßen hart. Im Bus sitze ich zufällig neben einer Kanadierin, die feststellt, dass wir am Vortag bereits im Cable Car nebeneinander gesessen haben. Diese Welt hat doch schon wieder zu wenige Statisten.
Vermutlich ist die ganze Crew statt mit dem Cast damit beschäftigt, die außergewöhnlichen Landschaften herzustellen, die ich tagtäglich zu sehen bekomme. Und so sehe ich auf dem Weg zurück dann auch endlich die Golden Gate Bridge. Wiedereinmal kann ich nicht in Worte fassen, wie schön es aussieht, als die roten Metallpfeiler plötzlich hinter den goldenen Hügeln auftauchen. Natürlich ist wieder jeglicher Versuch vergeblich, diesen Moment auf einem Foto festzuhalten.