Prince Rupert, 30.09.-01.10.2010

Viel zu schnell ist meine Zeit in Alaska vorbei. Hier muss ich definitiv wieder hin und dann auch weiter in den Norden, das „richtige“ Alaska erkunden. Trotz der rauen Bedingungen ist Alaska einfach eine Gegend zum Wohlfühlen. Es hat sich definitiv gelohnt, dass ich mich im Rest der USA ein wenig beeilt habe.

Als ich auf die Fähre komme, begrüßen mich zwei ältere Damen, die ich bereits einige Tage zuvor beim „Landgang in Sitka“ getroffen habe. Um diese Jahreszeit kommen wirklich nicht mehr viele Menschen nach Alaska., man kennt sich eben. Auf der ersten Fahrt habe ich erzählt, welches Hostel ich in Prince Rupert gebucht habe und die Damen (insgesamt drei), haben sich daraufhin für die gleiche Unterkunft entschieden. Wir essen zusammen, aber mich zieht es wieder zu meinem Puzzle, dass ich gleich zu Beginn der Fahrt angefangen habe. Ich habe nicht gepuzzelt seit….. vermutlich seit ich das Wort „Zeitverschwendung“ kenne, aber hier auf der Fähre ist es genau das, was ich machen möchte. Und es fesselt mich. Vielleicht auch, weil das Motiv der von mir so hochgeschätzte Grand Canyon ist. Vielleicht aber auch einfach nur, weil ich auf dieser Fähre ohnehin nichts wirklich sinnvolles zu tun habe und außerdem offensichtlich entspannt genug bin, mich einer solch sinnlosen Tätigkeit hinzugeben. Zuerst freue ich mich darüber, dann muss meine Selbstkontrolle aber doch noch durchgreifen, bevor mich das Puzzle vollkommen um den wohlverdienten Schlaf irgendwo zwischen den Sitzen eines Aufenthaltsraumes bringt.

In Prince Rupert angekommen geht es erst einmal durch die Zollkontrolle, ein paar Fragen und ich bin durch. Dann kommt lange Zeit niemand und irgendwann ein Mädel, das um einiges kleiner ist als ich, dafür aber einen viel größeren Rucksack. Plus zwei Taschen. Mary ist Franco-Kanadierin und der Grenzbeamte war bei ihr offensichtlich weniger gnädig. Zumindest den kleinen Rucksack hat er von oben bis unten durchsucht. Vielleicht ist es doch von Vorteil, beim Reisen nicht allzu alternativ auszusehen? Vielleicht hatte ich aber auch einfach nur Glück.

Nach einiger Zeit kommen auch die drei älteren Damen (Caroline, Lynn und Ethel) durch den Zoll und sind nicht nur dazu bereit, sich mit mir ein Taxi zu teilen, sondern adoptieren mich gleich. Da mein Zimmer noch nicht fertig ist, ziehe ich für ein Nickerchen bei ihnen ein. Wir frühstücken zusammen, dann gehe ich meinen eigenen Weg, der zugegebenermaßen ein Umweg in die Stadt ist, mir dafür aber einige schöne Ecken zeigt und später treffen wir uns wieder im Hostel.

Die Damen mit zwei Flaschen Wein, Crackern und Dip, ich mit einer Riesenportion Weintrauben. Einen festlicheren, lustigeren Nachmittagssnack kann man sich gar nicht vorstellen. Die drei freuen sich, dass ich meine ‘Jugend’ nutze, um die Welt zu bereisen, ich freue mich, dass sie in ihrem Alter zusammen solche Reisen machen und ihr Leben genießen. Am Abend spielen wir Scrabble. Aber eine neue Variante, in der man dreidimensional spielt, das macht es spannender. In der ersten Runde bekomme ich noch hin und wieder Hilfe, weil ich den „Englisch ist doch gar nicht meine Muttersprache“-Joker ziehe. Das ändert sich aber schlagartig, als ich Zweite werde. Nur geschlagen von Ethel, die ohnehin immer gewinnt. Eigentlich dachte ich, ich hätte viele neue Worte gelernt, aber bei näherer Betrachtung habe ich die auch gleich wieder vergessen. Lustig war es aber in jedem Fall und so folgt ein äußerst herzlicher Abschied aus einer Stadt, die sonst wirklich keine Reise wert ist.

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