Milford Sound, 06.12.2010

Wie war das noch gleich mit den hohen Erwartungen?

Milford Sound kann offensichtlich mit dem ganzen Druck nicht umgehen, der auf ihm lastet. Jeder der dort war erzähl von seiner Schönheit, wie einzigartig, atemberaubend etc. es dort ist und aus Angst, uns zu enttäuschen, entscheidet sich das Fjordland für schlechte Sicht und Regen. Und zwar unaufhörlich, nicht gerade wenig und ordentlich Wind gibt’s gleich mit dazu. Praktischerweise befinden wir uns auf einem Boot. Sagen wir’s mal so: die Aussicht gewinnt nicht, aber wir hatten einen lustigen Tag, da der Frust über das Wetter irgendwann in Albernheit umgeschlagen ist und die ist bekanntermaßen um einiges erträglicher. Ärgerlich ist es trotzdem, wenn man für eine Bootsfahrt so viel bezahlt, natürlich mehr, als selbst ein Heißgetränkeliebhaber wie ich an kostenlosem Kaffee und Tee zu sich nehmen kann.

Immerhin hat der Milford Sound auf den Bildern eine ganz besondere Stimmung. Irgendwie düster, schummrig… fast bedrohlich. Hat ja auch was… ach ja, fast hätte ich es vergessen: der Bootstrip beschert mir (abgesehen vom Gletscher) mein winterlichstes Erlebnis: Ich kann einen Pinguin beobachten, der versucht, sich an einem extrem steinigen Ufer fortzubewegen. Natur, du willst doch, dass ich über dich lache, sonst hättest du diese possierlichen Tierchen bestimmt nicht erfunden. Aber wenn ich mal in einem langen, engen Rock mit den Händen in der Tasche (oder sonstwie unpraktisch platziert) über Steine hüpfe und mich dabei auf die Nase lege, dann dürfen die Pinguine (und alle anderen Kreaturen) gerne auch über mich lachen.

Die Hütten sind heruntergekommen, aber nicht charmant. Die Betten sind alt, aber nicht antik. Die Küche und der Aufenthaltsraum sind zwar frisch renoviert, haben aber die Atmosphäre eines Krankenhausen und die Sandflies… ja die sind genauso nervig wie erwartet. Zu allem Überfluss regnet es nach wie vor… die ohnehin nicht gerade auf dem Höhepunkt befindliche Stimmung fällt rapide ab. Was bitteschön ist das den für ein Ort, an den uns Stray hier gebracht hat? Und wie bitte: um 22.00 Uhr geht der Strom aus?

Obwohl sie vermutlich das Geschäft ihres Lebens machen könnten, vertreiben die Besitzer des kleinen Ladens keinen Alkohol, mit dem man sich das löchrigen Tapeten-Mosaik oder die schäbigen Teppichböden hätte schön trinken können. Da bleibt uns nur noch ein: wir kaufen einen Wochenvorrat Süßigkeiten und Knabbereien, der die nächsten zwei Stunden nicht überstehen wird, setzen uns in unser Zimmer und machen uns einen gemütlichen Mädelsabend. Wie gut, dass ich die Konversationskarten für Dinnerparties aller Art kürzlich gekauft habe. Sonst hätten wir uns über die vielen ausgefeilten Fragen sicherlich nie Gedanken gemacht.

Hinterlasse eine Antwort

Benutze deinen richtigen Namen. Ich veröffentliche keinen Keyword Spam.

*