Miami & Everglades, 26.-30.08.2010

„I’m going to Miami… Miami iami iami…!“

Miami Beach bringt sogar mich dazu, mich ein paar Stunden an den Strand zu legen und mich in der allgegenwärtigen Sonne zu toasten. Hauptsächlich aber möchte ich im Atlantik baden. Mache ich auch, allerdings lässt der Erfrischungsgehalt sehr zu wünschen übrig. Ich wusste ja, dass das Wasser warm ist, aber dass es Badewassertemperatur hat, fand ich dann doch erstaunlich. Und es riecht auch nirgends nach Meer, so wie man es von Nordsee, Ostsee und dem Mittelmeer kennt. Trotzdem ist es schön und die Zeit, die ich brauche, bis ich mich langweile, entspricht ziemlich genau der Zeit, die mein Körper freiwillig in der Sonne verbringt und der Länge einer Flasche Wasser.

Außer Strand hat Miami hauptsächlich Restaurants und Clubs zu bieten, aber ausgerechnet in der Partymetropole schlechthin habe ich einmal wieder ein ausgedehntes Schlafbedürfnis und verschiebe den richtigen Zeitpunkt zum Feiern von Tag zu Tag, bis ich schließlich abreise. Als ich in der ersten Nacht um ca. 1 Uhr ankomme ist in meinem Zimmer noch ordentlich was los mit Mädels, die sich schminken, aufdonnern, in zu enge Röcke schießen und schließlich losziehen. Genauso aufgeregt, nur etwas betrunkener und daher nicht weniger geräuschvoll kommen sie auch irgendwann wieder. Natürlich nicht alle auf einmal, sondern nacheinander und ich brauche zum ersten Mal auf meiner Reise Ohro-Pax und meine Schlafbrille. Und das will was heißen, denn ich kann normalerweise überall schlafen. Egal ob laut/leise, warm/kalt, in Bewegung/an einem Ort, hell/dunkel was auch immer. Aber meine Zimmergenossinnen sind extrem.

So langsam entwickle ich einen Hass auf Mädels Anfang 20, die in die große Welt gelassen werden (alle, die das lesen natürlich ausgeschlossen). Sie sind laut, extrem unordentlich, rücksichtslos – warum sollte man auch kleine Lichter anmachen, wenn es große Neonröhren gibt – und glauben anscheinend dass Sie alleine auf dieser Welt sind.

An meinem ersten Morgen in Miami gehe ich zum Frühstück und – nachdem ich mich erkundigt habe, ob dort schon jemand sitzt – stelle ich meine Tasse (sorry, meinen Styroporbecher) auf einen freien Platz und hole mir Cornflakes. Während ich gerade die Milch darüber schütte und mich wundere, warum diese sich gelb färbt, sehe ich, wie ein Mädel sich auf meinen Platz setzt und meckert, warum dort Kaffee steht. Ich überlege kurz, ob ich etwas sage in Richtung „Weil die alte Tante, die ca. 1,5 m in Blickrichtung von dir entfernt steht gerne Kaffee zum Frühstück mag“ Entscheide mich aber für ein kurzes, deshalb aber nicht weniger weises, Kopfschütteln. Zum Glück scheinen Jungs in dem Alter etwas weniger ignorant ihrer Umwelt gegenüber zu sein, denn das Mädel bekommt derweil eine Erklärung von ihrem Freund, die wohl ähnlich ausfällt. Nachdem ich in der Zwischenzeit eine ordentliche Schweinerei veranstaltet habe, weil ich versuche in einer Hand Orangensaft und in der anderen eine „Schüssel“ mit Cornflakes zu tragen, räumt sie auch tatsächlich den Platz und das sogar recht freundlich, jetzt wo sie weiß, dass sie nicht alleine ist.

Das mit den Cornflakes ist im übrigen nur passiert weil ich die Stabilität von Styroporschüsseln überschätzt habe. Diese darf man auf keinen Fall nur mit einer Hand halten, dann brechen sie nämlich auseinander. Wieder was gelernt über ein Material, dass in Deutschland bereits in den 80er Jahren als Nahrungsmittelverpackung abgeschafft wurde. Und das sogar bei McDonald’s. Überhaupt… die ökolokischen Fußsspuren, die ich auf meiner Reise hinterlasse, erschrecken mich selbst. Und damit meine ich nicht den CO2 Ausstoß des einzigen Flugzeugs, dass ich bisher genutzt habe, oder Gummiabrieb der Reifen an diversen Greyhoundbussen. Alleine das Einweggeschirr, dass in den letzten Wochen durch meine Hände ging erschreckt mich. Und das ist nur in wenigen Fällen von Pappe.

Und noch eine kleine Anekdote meiner Mitbewohnerinnen Anfang 20: Zwei Engländerinnen, die in einem Sommercamp gearbeitet haben und nun reisen (auch ein absoluter Klassiker der Reisekategorien) machen sich für den Abend fertig und wir unterhalten uns. Eine ist schon 21, eine noch nicht, hat aber morgen Geburtstag. Da sie die ganzen 3 Monate in den USA nichts trinken durfte, freut sie sich entsprechend auf den Abend und hofft, bereits vor Mitternacht in die Bar gelassen zu werden. Die beiden schminken sich, machen sich die Haare, ziehen sich an und um und wechseln erneut ihre Klamotten (bin ich die einzige Person, die ohne Hackenschuhe reist?). Um ca. 23 Uhr verlassen sie das Zimmer und ich gehe schlafen. Bereits um ca. 2.00 Uhr werde ich wieder wach und wundere mich, was dort gerade passiert, denn ich kann (und will) die Geräusche nicht ganz deuten. Die „ältere“ von den beiden rückt gerade Mülleimer an das Bett des Geburtstagskindes und versucht, Eimer und Kopf so zu positionieren, dass sie sich zu einem möglichst großen Teil überschneiden, ohne dass der Kopf das Gleichgewicht verliert. Ich kann nicht anders und muss grinsen. So erfahre ich, dass die Gute es wohl etwas zu gut gemeint hat, als sie „endlich“ wieder trinken durfte und alle um sie herum es wohl ebenfalls gut mit ihr meinten. So konnte sie ihren Geburtstag erstaunliche zwei Stunden genießen, wird jetzt vermutlich wunderbar schlafen, während ihre Freundin weiter feiern geht. Wie gut, dass ich nicht aus dem „Fountain of Youth“ getrunken habe und weiterhin altern darf.

Ein Grund für meine Tour nach Miami ist, dass ich gerne die Everglades sehen mag und Miami für einen guten Ausgangspunkt halte. In den Everglades gibt es Kanutouren und Ähnliches, was eine schöne Zeit außerhalb der Bespaßungsmeile verspricht. Das einzige Problem: es gibt keine öffentlichen Verkehrsmittel, die mich zum Nationalpark führen. Egal wie engmaschig ich das Internet durchforste und wie viele Touri-Informationen ich nerve. Meine einzige Chance: eine Tagestour. Ich verabschiede mich also von der Idee des Individualtourismus und buche eine solche. Nichtmal festes Schuhwerk hätte ich gebraucht! Mit dem Bus hin, im Pulk in ein Boot mit Riesenventilator auf dem Rücken. Damit gibt’s eine kleine Rundfahrt, auf der man diverse Aligatoren sieht und zum Glück wenigstens einen kleinen Eindruck von dem erhält, was die Everglades ausmacht. Und obwohl ich mir immer wieder sage, dass es gar nicht gefährlich sein kann, weil sonst schon irgendjemand den Veranstalter verklagt hätte und es diese Touren nicht mehr gäbe, ist mir nicht ganz wohl, als ein Aligator bis knapp vor unser Boot schwimmt. So ganz sicher bin ich mir gar nicht, ob es sich nicht evtl. um dressierte Tiere handelt. Zumindest reagieren sie auf kleine Brotstückchen, die die Guides werfen. Auch, wenn es lächerlich ist, verstecke ich mich hinter meiner Zigarrettenschachtelgroßen Kamera. Was man auf Bildschirm sieht entspricht schließlich nicht der Realität. Hab ich gelernt. Irgendwann.

Wir hatten Glück und verlassen das Boot kurz bevor uns ein Aligator frisst und auch bevor es anfängt, in Ströhmen zu regnen. Weiter geht es mit einer Aligator-Show, in der ein Typ, der aussieht wie Bud Spencer nach einer Kur bei den Weight Watchers, einen Aligator, der seit Stunden faul in der Ecke liegt zuerst aufscheucht und dann wieder bändigt. Danach darf jeder für 3 Dollar noch ein Babyaligator halten und ein Foto machen (ja, auch ich habe mitgemacht, als alter Haptiker wollte ich mal wissen, wie sich das anfühlt), dem mit Duck-Tape (das meineserachtens Aligator-Tape heißen sollte) das Maul zugeklebt bekommen hat.

Dann wieder auf in den Bus, ab in eine Einkaufspassage, wo man sich zur Mittagszeit mit Essen, Souvenirs und auf Wunsch auch Hundebekleidung jeglicher Art, eindecken kann. Und schon sind wir wieder im Bus und machen eine Stadtrundfahrt. Miami ist schon schick. Downtown lebt nur von Banken und Büros, sämtliche Promis versammeln sich auf einer Insel und in „Little Havanna“ gibt’s guten Kaffee (wenn nicht gerade Sonntag ist) und handgefertigte Zigarren. Leider habe ich vergessen in Miami Beach Fotos zu machen, bzw. dachte mir, ich mache es an meinem letzten Tag und da hat es so geregnet, dass fotografieren aussichtslos war. Dort gibt es nämlich ein Art Deco Viertel, praktisch sämtliche Hotel und Restaurantbauten, die in der angesagten Gegend am Strand liegen, sind also entsprechend hübsch.

Ein weiterer Punkt auf meiner To-Do-Liste für die USA ist: in einem Waschsalon Wäsche waschen. Wenn man Hollywood glauben darf, findet man dort schließlich die Liebe seines Lebens. Da mein Hostel keine Waschmöglichkeiten hat, packe ich also alles ein und gehe frohen Mutes in den Waschsalon. Nehme mir ein Buch mit und beobachte meine Mitwäscher… Ich will ja hier nicht allzu kritisch erscheinen, aber wenn das die Auswahl ist, die ich für die Liebe meines Lebens habe, dann lehne ich dankend ab und freue mich über meine saubere Wäsche!

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