Bay of Islands & Cape Reinga, 20.-22.12.2010

Meine kurze Nacht in Wellington, ein Tag im Bus nach Auckland und die darauf folgende Nacht sind nicht wirklich einer Erwähnung wert, weshalb ich sie hier einfach nur kurz und lieblos aufzähle.
Schön war allerdings, dass ich mich mit Catherine noch einmal treffen kann und zufällig und unabhängig von einander noch zwei Holländern aus meinem Bus begegne, so dass ich Gelegenheit habe, mich von ihnen zu verabschieden.

Darüber hinaus vergehen zwei eher belanglose Tage, dann geht es allerdings weiter Richtung Norden zu der Bay of Islands.

In meinem Bus befinden sich – neben dem Busfahrer – lediglich acht Backpacker, davon zwei Engländerinnen, eine Schweizerin und fünf Deutsche. Das Wetter ist mies, die Stimmung zäh und dass es im Bus so leise ist, liegt bestimmt nicht nur daran, dass es hier kostenloses Internet gibt (was ja in Neuseeland eine Seltenheit ist).

Immerhin geht der Bus nicht kaputt, aber das ist auch schon das Einzige, was an diesem Tag rund läuft. Ach ja, ziemlich guten Kaffee in einem extrem individuellen Café mit Möweneingangstüre bekommen wir noch und das Hundertwasser-Klo sehen wir auch… Aber sonst… Schnorcheln auf Goat Island fällt flach, da vor einigen Tagen jemand in der Region ertrunken ist und die Maoris für einige Tage eine Art Besuchsverbot auf die Insel gelegt haben, bis er Ruhe gefunden hat.

Der Besuch im Vogelschutz-Zentrum muss auch ausfallen, da ist heute aus ungeklärten Gründen niemand (die letzte Chance Kiwis zu sehen ist damit auch vorbei) und während der gesamten Fahrt heißt es „wäre es nicht so neblig, könntet ihr hier… sehen!“ Kurz überlege ich, ob ich nicht doch bei jeder sich mir bietenden Gelegenheit aus dem Bus aussteigen und ein weißes Foto machen sollte. Aber ich erspare euch die zahlreichen Bilder mit dem Titel „Was ihr hier nicht seht ist…!“

So vergeht fast ein gesamter Tag hinter einem beschlagenen Busfenster und ich kann nicht einmal das Internet nutzen, da mein Akku leer ist.

Nicht einmal die vielen kleinen Inseln die sich vor der Küste Pahias befinden (die Bay of Islands halt) können wir sehen…Hallo Murphey… auch mal wieder da? Ich dachte, ich hätte dich auf Hawaii abgehängt. Naja, hier bleiben wir ja für zwei Nächte, da besteht ja noch Hoffnung, dass sie irgendwann auftauchen.

Am nächsten Morgen geht es dann los auf einen Tagesausflug zum Cape Reinga, dem Punkt, der als nördlichste Spitze Neuseelands gefeiert wird, obwohl er es gar nicht ist. Außerdem geht es noch zum „Ninety-Mile Beach“, der gar keine neunzig Meilen lang ist, sondern nur knapp neunzig Kilometer, zum Sandboarden und zu einem „Fish and Chips“-Shop der aus einem mir nicht bekannten Grund zu Ruhm gekommen ist. Auf den letzten Programmpunkt freue ich mich schon sehr, denn laut Berichten anderer Stray-Reisender ist das Essen wirklich gut und ich habe mich in Neuseeland aus diesem Grund komplett von diesem Essen fern gehalten, weil ich ja schon von fast Beginn an weiß, dass es das hier gibt und da sollte man wirklich kein Risiko eingehen, irgendwo schlechte Fish & Chips zu essen.

Die Tour wird von einem externen Unternehmen organisiert und wir steigen in einen Bus, der zwar nicht so aussieht, wie der auf unserem Prospekt, aber unsere Tickets akzeptiert und der neben ca. 40 Asiaten noch genug Platz für uns hat. Wir, das sind in diesem Fall zwei Deutsche Mädels und die Schweizerin aus meinem Bus und natürlich ich. Als einzige muss ich mir keine Gedanken darüber machen, was ich nach meinem Aufenthalt in Neuseeland gerne studieren möchte. Das Alter hat doch etwas Schönes… was komme ich mir heute weise vor…

Cape Reinga ist einer der, wenn nicht sogar der heiligste Ort der Maoris, denn dort, wo sich der Tasman Sea und der Pazifische Ozean treffen, gehen die Seelen der Toten ins Meer. Der nach wie vor allgegenwärtige Nebel gibt der Gegend definitiv eine mystische Atmosphäre, hält uns aber leider auch davon ab, die angeblich atemberaubende Aussicht zu genießen. Erstaunlicherweise sind wir darüber aber nicht allzu betrübt, denn wir sehen mehr, als wir noch am Vortag vermutet hatten… Erwartungen und wie sie übertroffen oder enttäuscht werden, scheint wirklich ein dominantes Reisethema zu sein… vielleicht sollte ich mir dazu mal eingehende Gedanken machen… vielleicht lasse ich das aber auch einfach.

Zurück auf dem Parkplatz, als wir vor den Toiletten stehen, die seltsamerweise auch innen nass sind, obwohl sie ein Dach haben (Nebel? Kondenswasser?), erscheint plötzlich ein Bus der genau aussieht, wie der auf unserem Prospekt und in uns wird langsam der Gedanke wach, dass wir vielleicht im falschen Bus sitzen. Mal sehen, wie das Tagesprogramm so weitergeht und ob wir alles tun, was wir sollen.

Zunächst geht es zu wunderschönen Riesendünen. So stelle ich mir die Wüste vor. Wenn auch nicht ganz so angenehm temperiert. Wie perfekt ist das denn? Wunderschöne Sanddünen-Landschaft und trotzdem hat man nicht das Gefühl eine Gans am Weihnachtsabend zu sein. Ich mag dieses Land, habe ich das bereits erwähnt?

Aus dem Kofferraum holen wir einige Body-Boards und dann erklimmen wir die Dünen. Oben angekommen erhalten wir noch eine kurze Erklärung und dann geht es auch schon kopfüber abwärts. Kritisch, wie ich extremen Geschwindigkeiten nun einmal gegenüber stehe, bremse ich doch recht viel, ärgere mich aber im Anschluss ein wenig, dass wir nicht genug Zeit haben, den Hügel noch einmal hinauf zu laufen, denn jetzt könnte ich etwas besser einschätzen, was ich eigentlich tue und hätte vielleicht nicht konsequent meine Füßchen im Sand…vielleicht sollte ich einfach mal aufhören so ein Angsthase zu sein.

Egal, Spaß macht es in jedem Fall und sandgestralt bin ich jetzt auch. Dass in dieser Tour ein Ganzkörperpeeling inbegriffen ist (und damit meine ich den gesamten Körper und es ist egal, wie viel Kleidung man trägt… glaubt mir) sollten sie als weitere Werbebotschaft in ihren Leaflets integrieren. Und apropos… auch hier taucht der Bus wieder auf, der so aussieht, wie der auf unserem Prospekt…

Weiter geht’s zum „Ninety Mile Beach“ und zwar mit dem Bus auf dem Strand entlang. Ich frage mich, ob hier bei schönerem Wetter Badegäste herumlungern, die das vielleicht nicht so toll finden, wenn hier Busse entlangheizen, aber nun gut, ist ja grad eh nicht so sonnig. Es ist erstaunlich, dass dies überhaupt möglich ist, ohne dass wir versinken, aber die Busfahrer wissen offensichtlich was sie tun. Hoffe ich. Im Gegensatz zu einigen Autofahrern, die zwar ihren Weg auf den Strand gefunden haben, wohl aber nicht den Weg zurück, wie diverse Wrackteile bezeugen… Deshalb darf man hier vermutlich auch nicht mit Leihwagen hin… ja, das macht schon irgendwie Sinn.

Aus irgendeinem Grund fangen plötzlich alle Muscheln. Also fangen ist zu viel gesagt, denn man muss eigentlich nur die Hände in den Sand stecken und hat eine in der Hand. Nicht, dass ich es selbst probiert hätte, um ehrlich zu sein bin ich zu faul, mir schon wieder meine Schuhe auszuziehen und die Hosen hochzukrempeln, um mich ins Wasser zu stellen. Ja… das erstaunt mich selbst, ihr braucht euch also gar nicht erst darüber lustig zu machen. Das mit den Muscheln stand auch gar nicht in unserem Programm.

Nachdem also sämtliche Asiaten stolz ihre Muscheltüten in den Bus geschleppt haben, fahren wir weiter und zwar zu unserem Kaffee-Stop, an dem man praktischerweise auch Möbel und sonstigen Kram aus altem Holz kaufen kann. Und wenn ich alt sage, dann meine ich so richtig Alt, denn die Bäume sind mehrere tausend Jahre alt, irgendwann umgefallen, konserviert und dann bei diversen Bauarbeiten wieder aufgetaucht. Entsprechend selten und teuer sind die angebotenen Waren. Sehen aber genauso aus, als wären sie aus neuem Holz… also entweder werde ich langsam zum Kulturbanausen, oder einfach nur extrem kritisch, denn so wirklich begeistern kann ich mich für diesen Halt nicht. Vielleicht ärgere ich mich auch einfach, dass ich mir keinen der riesigen, wirklich verdammt gut aussehenden Kekse kaufe, weil ich meinen Magen ja schließlich auf die Fish & Chips vorbereiten muss.

In der kurzen Zeit, in der wir alle auf Toilette waren und nichts gekauft haben, hat der Fahrer den Bus wieder vom schlimmsten Sand befreit und wir fahren weiter. Mein Magen meldet sich langsam zu Wort und ich beruhige ihn, in dem ich ihm von der Leckerei erzähle, die er bekommt, wenn er sich nur ein ganz kleinwenig geduldet.

Und dann sind wir auch schon zurück in Pahia. Ohne Zwischenstopp an dem „Fish & Chips“-Shop. Verdammt. Ich hatte mich doch so gefreut. Und das nicht erst seit gestern. Wir waren wohl doch im falschen Bus. Arrgggggg.

Kurzzeitig denke ich darüber nach, ob ich jetzt einfach schlechte Laune bekommen soll, entscheide mich dann aber doch einfach dafür, die Stadt nach einem anderen Etablissement abzusuchen, dass mir in Fett gebratene Meerestiere serviert und werde sogar fündig. Zum Glück werde ich nicht einmal enttäuscht. Vielleicht wäre das Essen von dem ruhmreichen Laden noch besser, aber da ich es nicht kenne, kann ich es auch nicht vergleichen und so genieße ich mein Essen und – hauptsächlich um die gierigen Möwen zu ärgern, die mich schon wieder anstarren – kämpfe ich mich sogar durch die gesamte Portion.

Jetzt nur noch zurück ins Hostel rollen und schlafen. Morgen wird aufregend genug.

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